Thomasstraße 25

Den alteingesessenen Greizern wird dieses Wohn- und Geschäftshaus wohl noch unter dem Namen „Liebers´ Eck“ bekannt sein, zurückzuführen auf den Greizer Uhrmacher und Bauherren Max Liebers.

Das Gebäude selbst ist das Werk von Bau- und Maurermeister Carl Wilhelm Jesumann. Wie in der Spätphase des Historismus damals in Europa üblich, bediente sich auch dieser verschiedener Baustile mehr oder weniger gleichberechtigt nebeneinander. So erklärt sich auch, dass Jesumann 1903 eine von historischen Stilen inspirierte rhythmische Fassade entwarf. Es entstand eine für Greiz typische neoklassizistische Klinkerfassade mit geputzten bzw. in Werk- oder Kunststein gesetzten Fenstergewänden, die auch neue dekorative Elemente des Jugendstils aufnahm.

Als zeitspezifische Eckbetonung bietet an der Thomasstraße über dem abgeschrägten Ladeneingang eine feenhafte Schönheit einen liebenswürdigen Empfang. Ihr langes wallendes Haar geht in einen Apfelzweig über. Der Apfel steht für Leben und ist Ausdruck weiblicher Kraft und Fruchtbarkeit. Ihr Kopfschmuck gleicht einem krönenden Kapitell. Beim Anblick dieser hübschen Dame denkt man unweigerlich, dass seit jeher dem Haupthaar eine besondere Bedeutung zukam. Langes ungeschnittenes Haar galt bereits in der Antike als Zeichen der Freiheit und der Sehnsucht nach dem Natürlichen. 

Zu erwähnen ist noch das mit floralem Jugendstildekor versehene Fenster über der Fee. Bei näherer Betrachtung kann man die Initialen des Bauherren M(ax) L(iebers) sowie das Baujahr erkennen. Der Balkon links daneben wurde 1934 angebaut.

Am Giebel zur Marktstraße befindet sich schließlich ein besonders schönes Marmorrelief. Abgebildet ist Gott Hermes in traditioneller Darstellung – in antiker Nacktheit und Kontrapost.  Bekannt als Schutzpatron der Handelsleute ist er häufig an gründerzeitlichen Villen und Geschäftshäusern dargestellt. Seine rechte Hand hält anstelle des Hermesstabes einen Anker, beides Symbole für weitreichende Handelsbeziehungen. Die Uhr weist auf das Handwerk des Hausherren hin. Teile des Reliefs sind vergoldet und bringen repräsentative Merkmale wie Stärke, Wachstum und Wohlstand zum Ausdruck. Sonnenstrahlen im Hintergrund sind ebenso ein beliebtes Jugendstilmotiv. Die Sonne ist die natürliche Uhr der Menschen und vermittelt dem Geiste des Bauherrn entsprechend das Streben nach Freiheit und Glück.

...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"