Markt 16/ Thomasstraße 5

Auch das Haus des Milchhändlers Adolf Doswald brannte im November 1908 nieder, wurde allerdings innerhalb kürzester Zeit nach Entwürfen des Greizer Architekten Paul Dix wieder aufgebaut. Zum genaueren Betrachten lädt die zum Markt orientierte und wesentlich repräsentativere Ansicht ein. Paul Dix hat die Fassade streng symmetrisch mit klaren rhythmischen Formen gestaltet. Entsprechend ist auch das Dekor axial aufgebaut. Dunkler Quaderputz verbindet das erste mit dem zweiten Obergeschoss, vermittelt Plastizität und ergibt zum warmen Ockerton des Putzdekors einen ästhetischen Kontrast. Ornamentale Brüstungsfelder ziehen die äußeren Fensterachsen zusammen. Die Verzierung besteht aus regelmäßigen Motiven und ist additiv nebeneinandergesetzt. Beherrschten zunächst Linienornamente aus organischen Formen die Jugendstilfassaden, wurden die Entwürfe seit 1908 zusehends abstrakter. Fast wirkt das Äußere mit seinen stark geometrischen Elementen wie eine grafische Darstellung. In die Wand glatt und direkt hineingeschnittene Fensteröffnungen gelten ebenfalls als Indiz für die Weiterentwicklung des Jugendstils.

Positiv für die Wahrnehmung der Architektur- und Schmuckelemente wirkt sich hingegen die Farbgestaltung von Horst Gröschel im Rahmen der Komplexmaßnahme im Jahr 1984 aus. Dabei lässt sich eine Anlehnung an den Farbkanon der Bauwerke des österreichischen Architekten Otto Wagner (1841-1918), wie zum Beispiel der 1904-1907 erbauten Kirche am Steinhof, eines der bedeutendsten Bauwerke des Wiener Jugendstils oder des Stadtbahnpavillons auf dem Karlsplatz von 1899, nicht leugnen. Zwar wurde Gold durch Ocker ersetzt, nichtsdestoweniger entstand ein architekturbezogenes Kunstwerk, welches Bestandteil der Ausstellung „Junge Künstler der DDR 1984“ im Alten Museum Berlin wurde.

...Auszug aus dem Buch "Jugendstil in Greiz - Ein Kleinod an der Europäischen Jugendstilstraße"