Schöne Aussicht

Ein Wegbereiter der Heimatkunde: Dr. Ernst Köhler
Der Köhlersteig, benannt nach dem Naturforscher und Volkskundler Dr. Johann August Ernst Köhler (1829–1903), verbindet landschaftlichen Reiz mit reicher Industrie- und Kulturgeschichte. Der ausgebildete Lehrer kam 1857 nach Reichenbach und wirkte dort als Naturwissenschaftler, Heimatforscher und Initiator des regionalen Tourismus. Er gründete 1859 den Vogtländischen Verein für Naturkunde, förderte den Bau von Aussichtstürmen, Wanderwegen und Unterkünften. Unter seiner Leitung gewann der Verein, inspiriert vom Geist des großen Naturforschers Alexander v. Humboldt, überregionale Bedeutung. 1863 wurde Reichenbach zum Austragungsort des 5. Deutschen Humboldt-Festes.
Sein bekanntestes Werk – Volksbrauch, Aberglauben, Sagen und andre alte Ueberlieferungen im Voigtlande – gilt bis heute als bedeutendstes Sammelwerk der vogtländischen Volkskunde. König Albert von Sachsen ehrte ihn mit dem Ritterkreuz des Albrechtsordens. Zurecht trägt dieser historische Wanderpfad seinen Namen.

Industriegeschichte am Göltzschhammer
An der Mündung der Göltzsch wurde bereits seit dem 16. Jahrhundert Papier hergestellt. Der Papiermacher Roth schöpfte hier 1591 erstmals Papier aus Hadern, zerkleinert in wasserbetriebenen Stampfwerken. Ab 1808 baute die Familie Günther diesen Standort zur größten Spezialpapierfabrik Europas aus. Selbst nach dem Zweiten Weltkrieg, nun als volkseigener Betrieb, wuchs das Werk weiter – zuletzt liefen hier sieben Papiermaschinen. Heute führt Koehler Paper diese Tradition fort.
Im späten 19. Jahrhundert entstand direkt daneben die Göltzschtal-Brauerei, die bis in die 1920er Jahre bestand und später ebenfalls von der Papierfabrik übernommen wurde. Das Gebäude ist heute als „Alte Papierfabrik e.V.“ ein soziokulturelles Zentrum, das Raum für Konzerte, Lesungen, Proberäume und kreative Projekte bietet.
Vom Standort der Alten Papierfabrik führte einst der Julienstieg zu diesem markanten Aussichtspunkt „Schöne Aussicht“, der früher liebevoll „’s Guckkästel“ genannt wurde. Heute ist der Pfad weitgehend verfallen, aber der Köhlersteig erschließt die Umgebung weiterhin. Ein schattiger Waldpfad führt in Richtung Hoher Stein, mit seiner fast 80 m hohen Prallwand.