Sorgbruch & Göltzschmündung

Steinbruch und Steinbrechanlage im Sorgwald – Industriekultur und Naturerlebnis im Göltzschtal

Haben Sie diesen alten Betonklotz bemerkt, an den Sie vorbei gelaufen sind?  Der Sorgbruch im Göltzschtal ist ein beeindruckendes Zeugnis historischer Steinbrucharbeit und industrieller Nutzung der Region.  Wir befinden uns hier im sogenannten Sorgwald, welcher in früheren Jahrzehnten Schauplatz harter körperlicher Arbeit war. Der Sorgbruch war über das Jahr 1930 hinaus aktiv und diente dem Abbau von Diabasgestein, das wegen seiner charakteristischen grünlichen Färbung auch als „Grünstein“ bekannt ist. Zur effizienten Verarbeitung des Gesteins wurde  das gewonnene Material zunächst durch Sprengungen aus dem Fels gelöst. Diese Sprengungen waren weithin hörbar – das Hornsignal, das vor dem Zünden erklang, war sogar im nahegelegenen Ort Thalbach zu hören.

Nach dem Abbau rutschte das Gestein auf natürliche Weise hangabwärts auf eine Freifläche. Dort wurden die Brocken von Hand mit Schaufeln auf Kipploren verladen und zur Brechanlage gebracht, wo sie mechanisch zerkleinert wurden. Für den Weitertransport der gebrochenen Steine existierte eine kleine Nebenstraße, die bei der Gaststätte „Waldfrieden“ abzweigte. Sie wurde sowohl von Pferdefuhrwerken als auch von Lastkraftwagen genutzt. Dieses besonders widerstandsfähige Gestein wurde vor allem für die Unterschotterung von Straßen in der Region um Greiz verwendet.

Arbeitsbedingungen und Gefahren

Die Arbeit im Steinbruch war äußerst anstrengend und gefährlich. Die physische Belastung beim Schaufeln, Verladen und Brechen des Gesteins war immens, und es gab nur wenig mechanische Unterstützung. Auch das Klettern im Gelände rund um den Steinbruch barg Risiken – der Absturz eines Kindes im Jahr 1973, das beim Abschneiden von Birkenzweigen in die Tiefe stürzte, belegt dies tragisch.

Naturphänomene im Sorgbruch

Heute beeindruckt der ehemalige Steinbruch nicht nur durch seine Geschichte, sondern auch durch spektakuläre Naturerscheinungen. Besonders zur Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen verwandelt sich der Ort in eine dramatische Kulisse: Das Sammelwasser aus den Thalbacher Fluren stürzt über eine etwa 20 Meter hohe Felswand in die Tiefe und erzeugt so den Anblick eines natürlichen Wasserfalls, bevor es über eine weitere Steilstufe in die Göltzsch gelangt. Dieser Wegeabschnitt steht als faszinierendes Beispiel für das Zusammenspiel von Industriegeschichte und Natur im Göltzschtal. 

Goldsuche in der Göltzsch 

Die Göltzsch ist bereits seit Urzeiten eng mit der Suche nach Gold verbunden. Schon vor Jahrhunderten kamen abenteuerlustige Männer – oft aus Italien oder Österreich – in die Region, um im Flussbett und im umliegenden Gebirge nach Goldkörnchen und goldhaltigem Erz zu suchen.

Diese Goldsucher, in der Sage als „Venetianer“ bezeichnet, betrieben ihre Arbeit heimlich und versteckten sich in Uferhöhlen entlang der Göltzsch. Die bekannteste davon ist die sogenannte „Venetianerhöhle“ im unteren Göltzschtal. Obwohl ihr Name oft romantisch mit dem Goldwaschen in Verbindung gebracht wird, geht ihre ursprüngliche Nutzung wahrscheinlich eher auf die Suche nach Eisenerz zurück.

Die Geschichte des Goldsuchers von Sachswitz

Ein besonders eindrückliches Beispiel für die geheimnisvolle Goldsuche liefert die Sage eines Fremdlings aus dem Süden, der eines Frühjahrs in den Greizer Ortsteil Sachswitz kam. Ärmlich gekleidet, mit langen Wasserstiefeln und einer Tasche geschmückt mit Muscheln, erweckte er zunächst den Eindruck eines einfachen Wandergesellen. Die gutherzigen Webersleute, bei denen er um ein Nachtquartier bat, nahmen ihn auf.  Tag für Tag kehrte er abends von der Göltzsch zurück – mit zerschlagenem Gestein in seiner Tasche. Er schickte regelmäßig kleine Pakete mit diesem Material nach Greiz oder Elsterberg – was seine Wirtsleute mit Verwunderung und Skepsis betrachteten. Doch der Fremde kam zehn Jahre lang jeden Frühling zurück und setzte seine rätselhafte Tätigkeit fort. Am Ende dieses Jahrzehnts lud er seinen Gastgeber zum Dank für die jahrelange Gastfreundschaft zu sich ein. Der Weber folgte der Einladung und reiste per Bahn nach Süden – wo er zu seiner Überraschung von einem wohlhabenden Herrn empfangen wurde. Dieser entpuppte sich als der einstige arme Steinsammler, der nun in einem Marmorpalast lebte. Seinen Reichtum, so erklärte er stolz, verdanke er allein den Funden von Goldsand und Erzstücken in der Göltzsch.

Realität oder Legende?

Die Geschichte des „Goldsuchers von der Göltzsch“ lebt als lokale Legende weiter. Und obwohl sich viele auf die Suche nach dem sagenhaften Schatz gemacht haben, war die tatsächliche Ausbeute meist enttäuschend gering: Nur winzige Goldflitterchen ließen sich mit großem Aufwand aus dem Flussbett waschen.  Somit gehört die Goldsuche in der Göltzsch zu den faszinierenden Kapiteln der lokalen Geschichte zwischen Mythos und Wirklichkeit. Sie erzählt von Hoffnung, Abenteuerlust und harter Arbeit. Heute erinnert die Venetianerhöhle an diese Zeit, in der ein Fluss zum Sehnsuchtsort für Schatzsucher wurde – und vielleicht steckt in der Sage vom Goldsucher doch ein Körnchen Wahrheit.