Ahornwald

Die Geschichte der Chemischen Fabrik Dölau

Im Tal der Weißen Elster, zwischen dem Dölauer Schloss und Caselwitz, liegt die Chemische Fabrik Dölau – im Volksmund einfach „die Chemische“ genannt. 1999 konnte das Werk auf 90 Jahre Firmengeschichte zurückblicken, die zugleich ein bedeutendes Kapitel der Industriegeschichte unserer vogtländischen Heimat darstellt.

Der Ursprung des Unternehmens geht auf den 1. Januar 1894 zurück, als Otto Zschimmer und Max Schwarz in Chemnitz die offene Handelsgesellschaft Zschimmer & Schwarz gründeten. Zunächst handelte die Firma mit Drogen, überseeischen Farbstoffen und Chemikalien. Der Kundenkreis weitete sich schnell von Chemnitz über ganz Sachsen, Thüringen und Nordbayern aus. Doch die Gründer erkannten früh, dass ein reiner Handelsbetrieb gegenüber produzierenden Fabriken auf Dauer nicht konkurrenzfähig bleiben konnte.

So fiel die Entscheidung für den Schritt zur eigenen Produktion. Der Standort Dölau bot ideale Voraussetzungen: die Nähe zu Textilbetrieben, Gerbereien und Papierfabriken, gute Verkehrswege, reichlich Brauchwasser aus der Elster sowie genügend Land für Erweiterungen. Zudem konnte die Fabrik der Wollendruckerei Treuter & Golle günstig erworben werden.

Am 1. Juli 1909 wurde schließlich die „Zschimmer & Schwarz Chemische Fabrik Dölau“ gegründet. Mit zunächst zehn Beschäftigten begann man mit der Herstellung von Hilfsstoffen für die Textil- und Papierveredelung. Schon bald kamen Seifen, Gerbstoffe, Fettungsmittel und Lederbeizen hinzu. In den folgenden Jahren expandierte das Unternehmen stark, erwarb mehrere Fabriken zur Rohstoffsicherung und eröffnete 1928 ein Exportkontor in Hamburg.

In den 1930er-Jahren entstanden in Dölau moderne Laboratorien und Versuchsanlagen, wodurch sich die Fabrik zu einem angesehenen Hilfsmittelbetrieb entwickelte. Doch das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte einen tiefen Einschnitt: Die Hauptverwaltung in Chemnitz wurde zerstört, Deutschland in Zonen geteilt und die Chemische Fabrik Dölau 1945 von der Sowjetischen Militäradministration beschlagnahmt. 1948 wurde sie enteignet und in Volkseigentum überführt.

Mit der politischen Wende 1990 begann ein neuer Abschnitt. Das Werk wurde privatisiert und in internationale Unternehmensstrukturen eingebunden. Heute gehört es zu Nouryon, einem weltweit führenden Spezialchemieunternehmen mit einer fast 400-jährigen Tradition. Der Name erinnert an die Ursprünge bei Noury & Van der Lande, einem der ersten Betriebe, die den Wert der Chemie für den Alltag erkannten.

Nouryon versteht sich als Partner für „Essential Chemistry for a Sustainable Future“. Das Unternehmen setzt auf Innovation und nachhaltige Lösungen. So bringt auch der Standort Dölau bis heute seine langjährige Erfahrung in die globale Chemieindustrie ein und schreibt die Geschichte der „Chemischen“ als Teil eines internationalen Marktführers fort